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Berufsbildung bei «Der Schreiner – Ihr Macher»

Von links: Raphael Wyrsch, Mike Bienz, Michi Weidmann, Zinedine Willener, Ramon Kaufmann. Es fehlen: Jan Waldmeier, Gian Lorenzo Esposito.

Von links: Raphael Wyrsch, Mike Bienz, Michi Weidmann, Zinedine Willener, Ramon Kaufmann. Es fehlen: Jan Waldmeier, Gian Lorenzo Esposito.

«Der Schreiner – Ihr Macher», mit diesem kurzen Slogan bewirbt der Verband Schweizer Schreinermeister und Möbelfabrikanten das Schreinerhandwerk. Ja, aber was macht er denn genau, der Schreiner? Und wo lernt er, was er macht? Die Auszubildenden der Firma Weidmann AG geben Antwort auf diese Fragen und ermöglichen einen Einblick in ihr «daily business».

Das Familienunternehmen Weidmann bildet seit 45 Jahren Schreiner aus. In diesem Jahr sind gleich sechs angehende Berufsmänner in unterschiedlichen Lehrjahren am Werk, in der Regel werden vier Lehrlinge ausgebildet. Die Geschäftsführung weiss, dass die Betreuung und Ausbildung aufwändig ist. Dies nimmt sie aber gerne in Kauf, da die Freude überwiegt, die Passion am Holzhandwerk weiterzugeben. Ausserdem bringen die jungen Leute frischen Schwung in das Traditionsunternehmen; es gilt, sich mit verschiedenen Charakteren auseinanderzusetzen. Last but not least, auch das Holzhandwerk entwickelt sich weiter und die Auszubildenden bringen aus der Schule Trends und Ideen mit. Selbständigkeit und Selbstvertrauen, das ist der Geschäftsleitung wichtig. Die Azubi sollen nicht nur Handlanger sein, sie dürfen und sollen ihre Fähigkeiten stetig weiterentwickeln. Nur wer Verantwortung übernehmen darf, wer in der Theorie Erlerntes zeitnah umsetzen kann und wer Wertschätzung erfährt, arbeitet motiviert. Davon sind die Vorgesetzten überzeugt, das Feedback der angehenden Fachleute gibt ihnen recht.

Alle Portraitierten absolvieren die vierjährige Ausbildung zum Schreiner mit eidg. Fähigkeitszeugnis Fachrichtung Möbel und Innenausbau. Sie stellen Einzelmöbel und Innenausbauten her, befassen sich ausserdem mit Furnier, Beschichtungs- und Belegungsarbeiten, Oberflächenbehandlung sowie mit der Montage von Schreinerarbeiten. Einmal pro Woche besuchen sie die Berufsschule in Rheinfelden und werden dort in den Fächern Allgemeinbildung, Fachkunde, Vorbereitung und Planung (enthält Mathematik sowie Zeichnen von Hand und mit CAD) und Sport unterrichtet. Zudem besuchen sie überbetriebliche Kurse bezüglich Sicherheit und Maschinenhandhabung.

Im 4. Lehrjahr: Raphael Wyrsch, geboren 1998. Seit jeher an Handwerk interessiert, hat er in verschiedenen Berufen in dieser Sparte geschnuppert. Den Ausschlag zum Schreiner gab, dass er seine Kreativität ausleben kann und ihm diese Ausbildung auch im privaten Bereich von Nutzen ist. Sich bei der Weidmann um einen Ausbildungsplatz zu bewerben lag nahe, da er in Möhlin wohnhaft ist. Bereut hat er weder Berufs- noch Firmenwahl. Das Schreinerhandwerk macht ihm grosse Freude. Bei der Weidmann schätzt er, dass die Vorgesetzten seine Selbständigkeit fördern und ihm laufend mehr Kompetenzen zuteilen. So kann, was in der Schule und Kursen in der Theorie vermittelt wird, auch gleich praktisch umgesetzt werden. Aufgrund der vielseitigen Aufträge, welche die Firma erhält, können trotz modernem Maschinenpark viele Arbeiten noch von Hand ausgeführt werden. Massivholzmöbel für Privatkundschaft zum Beispiel. Genau das macht für Raphael den Berufszauber aus.

Im 3. Lehrjahr: Mike Bienz, geboren 1999, wohnhaft in Zeiningen. Geschnuppert hat er Hochbauzeichner und Velomechaniker. Zu wenig Bewegung beim ersten, zu wenig Abwechslung beim zweiten. Also doch dem Input vom Vater, selber gelernter Schreiner, gefolgt und sich dessen Beruf während Schnupperwochen genauer angesehen. Sich für die Ausbildungsstätte Weidmann zu entscheiden lag nahe, da Mike in Möhlin sportlich aktiv ist. Als Handballer in der Nationalliga B sind tägliche Trainings und ein straffer Zeitplan angesagt. Da braucht es Vorgesetzte, welche Verständnis haben. Hilfreich also, wenn der eine Chef eine sportliche Karriere hinter sich hat und weiss, was das alles mit sich bringt. Mike betrachtet seine Ausbildung als solide Grundlage für die weitere Laufbahn. Mit der Berufsmatur, welche er nach Lehrabschluss absolvieren möchte, ist das angestrebte Studium an einer Fachhochschule möglich. Oder aber, wer weiss, vielleicht schafft Mike den Sprung zum Profi-Sportler und wir fanen ihm an einer WM zu?

Im 2. Lehrjahr: Michi Weidmann, geboren 2002, lebt in Hellikon. Die Namensgleichheit mit dem Ausbildungsbetrieb kommt nicht von ungefähr. Michis Grossvater hat in der 2. Generation, zusammen mit dem Vater der jetzigen Geschäftsleitung, die Schreinerei geführt. Ebenso ist sein Vater seit 23 Jahren im Dienst der Weidmann. Mit dem Grossvater hat er viele Stunden in der Werkstatt verbracht und wusste schon bald, auch ich will mal Schreiner werden. Aktuell ist er in der Werkstatt tätig oder wird als Springer auf dem Bau eingesetzt. Wenn er wählen kann, bleibt er in der Werkstatt. Er ist beteiligt an der Entstehung eines Möbels und kann das Endresultat ansehen und anfassen. An der Weidmann schätzt er die Grösse des Betriebes, diese ermöglicht ihm Einblicke in alle Sparten. Ebenso freut ihn, dass es möglich ist, in der Schule vermittelte Dinge sofort im Betrieb umzusetzen. Im 2. Lehrjahr: Zinedine Willener, geboren 2002. Auch der Unihockeyspieler aus Zeiningen wusste schon als Bub, dass er Schreiner werden will. Nachdem er noch Chemielaborant geschnuppert hatte, war ihm umso klarer, er ist ein Holzwurm. Bei der Weidmann hat es ihm während der Schnupperwoche gut gefallen und so war die Freude gross, als seine Bewerbung positiv beantwortet wurde. Er schätzt einerseits das tolle Betriebsklima und andererseits, dass die Vielfalt an Aufträgen gross ist und er breite Erfahrungen sammeln kann. Nachdem er kürzlich den Montagekurs absolviert hat, konnte er die Kenntnisse daraus gleich anwenden. Von Schulkollegen weiss er, dass dies nicht überall möglich ist. Obwohl er gerne in der Werkstatt tätig ist, wenn man ihn auf den Bau ruft, ist er sofort zur Stelle. Das immer wieder andere Umfeld, der Kontakt zu Arbeitern aus anderen Betrieben, das entspricht ihm. Er macht sich auch bereits Gedanken zu seiner beruflichen Zukunft. Nach dem Lehrabschluss kann er sich eine weiterführende Ausbildung an der IBZ (Schweizer Schule für Technik und Management) vorstellen.

Im 2. Lehrjahr: Jan Waldmeier, geboren 1998, e Meler. Der kräftige Wasserfahrer wollte einen Beruf erlernen, bei welchem er zupacken kann. Landschaftsgärtner, Metallbauer, Polymechaniker und Zimmermann hat er sich angesehen. Beim Zimmermann hat es ihm das Holz angetan, die Höhe weniger. Er blieb beim Holz, hat in Wallbach eine zweijährige Anlehre als Schreiner absolviert. Danach ist er als Hilfsarbeiter in die Firma Weidmann eingetreten. Als er gemerkt hat, dass seine Arbeit geschätzt wird und er sich wohlfühlt in der Bude, hat ihn der Ehrgeiz gepackt. Also hat er die Geschäftsleitung angefragt, ob sie ihm einen Ausbildungsplatz anbieten. So ist die Weidmann zu ihrem sechsten Azubi gekommen, denn auf jeden Fall wollte man Jan bei seinem Vorhaben unterstützen. Er ist bevorzugt draussen tätig, ihm gefällt die präzise Arbeit bei der Endmontage und das lebhafte Klima auf dem Bau. Bei der Weidmann schätzt er das tolle Arbeitsklima, den Austausch mit den anderen Azubis und die Unterstützung, die er erfährt.

Im 1. Lehrjahr: Gian Lorenzo Esposito, geboren 2002, aus Kaiseraugst. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Auch hier haben wir einen Schreiner Grossvater, welcher Gian Lorenzo die Liebe zum Holzhandwerk vererbt hat. Sicher einmal pro Woche haben sie zusammen gewerkt, und Gian Lorenzo konnte schon früh mit Säge, Hobel und Schleifpapier umgehen. Nach einer Schnupperwoche war dann klar, Schreiner ist wirklich der Traumberuf. Als Rookie wird er momentan mehrheitlich für
Hilfsarbeiten auf dem Bau eingesetzt. Bereits aber konnte er den Sicherheitskurs absolvieren und schon bald wird auch er erste Erfahrungen an den Maschinen sammeln dürfen.

Die muntere Truppe bedarf, wie eingangs erwähnt, einiges an Betreuung. Die Verantwortung für die Azubi obliegt Ramon Kaufmann. Dieser hat im Sommer 18 die Lehrabschlussprüfung mit Bravour bestanden, die Berufsmatur hat er gleich noch mitgenommen. Der ehrgeizige junge Berufsmann liebäugelt mit einem Studiengang als Dipl. Techniker HF Holztechnik an der Fachhochschule in Biel. Mit den Gepflogenheiten der Ausbildung ist er noch bestens vertraut. So kann er unterstützend unter die Arme greifen falls nötig. Ramon ist die erste Ansprechperson bei Fragen, erklärt Abläufe und Prozesse und leitet an, wie das Arbeitstagebuch zu führen ist. Da dieses neu ein Bestandteil der Lehrabschlussprüfung ist, muss besonders auf eine saubere und vollständige Führung geachtet werden. Ausserdem hilft das Niederschreiben der Arbeitsschritte der Verinnerlichung der Prozesse und kommt am Ende sowohl den Azubi wie auch der Firma zugute. Ramon fungiert als Schnittstelle zwischen Büro, Arbeitsvorbereitung, Werkstatt und Lehrlingsteam und schaut, dass jeder zur rechten Zeit am rechten Ort ist, die zugeteilten Kurse absolviert werden und am Ende des Tages (hoffentlich) alle zufrieden sind. Auch wenn die Betreuung grosse Verantwortung und einiges an Zeitaufwand mit sich bringt, es sei eine zufriedenstellende Aufgabe, meint Ramon. Überhaupt sei der Beruf Schreiner ein Traumberuf. Am Ende eines jeden Arbeitstages ist sichtbar, was geleistet wurde. Und wenn dann ein Möbel fertiggestellt ist, man es ansehen, anfassen und benutzen kann, dann hat sich das investierte Herzblut und die vielen Stunden Arbeit gelohnt, das Glücksgefühl ist unbezahlbar.

«Der Schreiner – Ihr Macher». Die Portraits bestätigen den Slogan. Und sie zeigen, der Schreinerberuf hat Zukunft, bietet neben harter Arbeit und Schweiss Zufriedenheit und Weiterbildungsmöglichkeiten. In der Firma Weidmann ist man erfreut und stolz, dass die angehenden Fachleute motiviert, wissensbegierig und vor allem glücklich am Werk sind..

Janine Steiner

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